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DojoTour - Zu Gast beim Randori Society e.V.


Am 19.09.2018 war Dirk, und damit auch ich, zu Gast beim RANDORI SOCIETY e.V. in der niedersächsischen Kleinstadt Bohmte, in Nähe zu Osnabrück. Es ist mittlerweile der vierte Dojo-Besuch der NINPO RALPH DOJOTOUR 2018. Ein kleines unscheinbares Schild links an der Fassade wies auf den Trainingsort des Vereins hin, welcher sich im Kellergeschoß eines ebenso unscheinbaren Gebäudes befindet, dessen Zugang man über eine Abfahrt zum Hinterhof erreicht.

 

Randori Society Außenansicht 1
Foto: Randori Society e.V.
Randori Society Dojo Außenansicht 2
Foto: Randori Society e.V.

 

Die Trainingseinheit NINJUTSU startete gegen 19:00 Uhr, ging bis etwa 20:30 Uhr und war gut besucht. Das Level der Trainingsteilnehmer reichte vom Weißgurt bis Dan-Träger und was mir besonders positiv ins Auge fiel, der Anteil der aktiven Frauen im Training war mit 50% sehr hoch.

Im Training selbst ging es thematisch um URA GYAKU, eine Basis-Technik aus dem KIHON HAPPO. Zuerst demonstrierte René Welz, der Dojo-Leiter, die Grundform, wie er diese einst von seinem Trainer aus dem Curriculum von Bo F. Munthe unterrichtet bekommen hatte. Im zweiten Teil des Trainings demonstrierte er eine Variante dazu mit rückwärtiger Bewegungsrichtung. Später war es Ziel, das Prinzip gegen einen stärkeren Angriff mit Schlag kombiniert umzusetzen.
 



Training im Dojo

Das Dojo, welches in den ehemaligen Gewerberäumen einer Backstube im Tiefparterre errichtet wurde, bietet eine Mattenfläche von etwa 45 qm. Es ist funktional eingerichtet und verfügt, dem zentralen Stahlträger an der Decke sei Dank, über Aufhängungen für freihängende Sandsäcke. Darüber hinaus gibt es im Dojo genügend Übungswaffen und Trainingsgeräte, dass man auch trainieren kann, wenn man sein "Holz" einmal vergessen hat.
 


 

Suchst Du ein cleanes Kampfkunst-Dojo mit japanischem Flair, wo die ganzen Feinheiten und Finessen der DENSHO-Techniken unterrichtet wird, wirst Du hier definitiv nicht glücklich. Steht bei Dir Funktionalismus für das Dojo und pragmatisches Training, aufbauend auf der KIHON HAPPO, im Vordergrund, dann kann dies eine Adresse für Dein Training sein.

 

Für Dirk war der Dojo-Besuch jedenfalls eine interessante Erfahrung, zumal er René bei dieser Gelegenheit zwar zum ersten mal persönlich gesehen hat, sich beide aber übers alte NINPO RALPH PORTAL* bereits schon viel länger kennen.

 

Fragen zum Dojo, zum Training und zum Trainer, beantwortet von René Welz

Nach dem Training nutzte Dirk die Gelegenheit zu einem Interview und stellte René Welz Fragen zum Dojo, zum Training und zu ihm selbst mit Fokus auf seinen NINPO-TAIJUTSU-Background.

 

DIRK: Seit wann gibt es Euer Dojo?

RENÉ WELZ: Das Dojo haben wir hier vor 3 Jahren gegründet. Wir waren vorher bei einem großen Sportverein, wo ich auch im Vorstand saß. Oft ist es aber bei so speziellen Sachen wie dem BUJINKAN so, dass ist ja kein Sport wie er anerkannt wird, das wir keinen Raum bekamen und haben eben entschieden, machen wir eben was Eigenes.
Wir haben dann hier alles ausgeräumt - das war eine große Müllkippe. Früher war in den Räumen mal ein Gewerbe drin mit einer Backstube - dass stand hier alles voll - dass haben wir in Eigenarbeit vor 2 Jahren fertig gemacht.

 

DIRK: Seit wann gibt es dann den RANDORI SOCIETY e.V.?

RENÉ WELZ: Den haben wir gegründet im September 2015, als Vorbereitung, um unser Dojo hier aufzumachen.

DIRK: Also hängt das mit Eurer Location hier zusammen?

RENÉ WELZ: Ganz genau!

 

DIRK: Wie groß ist Eure Gruppe oder wie viele Mitglieder trainieren bei Euch?

RENÉ WELZ: Wir haben bei uns ja mehrere Sachen. Wir haben die BUJINKAN-Gruppe, die waren heute fast vollzählig. Es sind 8 Mitglieder die in dieser Gruppe aktiv trainieren. Dann haben wir eine große Kindergruppe, dass sind 12-14 Kinder die regelmäßig kommen. Dann bieten wir noch KRAV MAGA an als Einsteigerprogramm und haben als Tüpfelchen auf dem "i" noch eine MMA-Gruppe, die ist hier Samstags zugange. Wir sind also eigentlich ganz gut aufgestellt.

 

DIRK: MMA leitet ja Denis und KRAV MAGA?

RENÉ WELZ: Das mache ich.

 

DIRK: Nochmals zurückkommend auf Eure Kindergruppe, wie oft trainieren die Kinder?

RENÉ WELZ: Zweimal die Woche.

 

DIRK: In welcher Altersgrenze liegt Eure Kindergruppe?

RENÉ WELZ: Ab 8 bis 13/14 Jahre. Danach können Sie in die Erwachsenengruppe wechseln.

 

DIRK: Gehen wir mal davon aus, ich bin neu und habe Interesse, wie kann ich Euch finden oder welche Kanäle nutzt Ihr, damit man Euch finden kann?

RENÉ WELZ: Also wir haben regelmäßig Flyer - die mache ich alle auch selbst. Ich habe eine kleine Werbeagentur als Nebenjob und von daher machen wir das Alles selber. Facebook wird sehr viel genutzt und dann natürlich viele persönliche Bekanntschaften, viel Mundpropaganda, viele Leute sind interessiert ...
Es ist aber auch nicht für jeden das Richtige hier, dass muss ich auch sagen. Das heißt, jeder wird hier eingeladen und kann 3 Wochen kostenlos mittrainieren.
Wir sind im Landessportbund, dadurch das wir ein gemeinnütziger Verein sind, und bieten den Leuten dann natürlich verschiedene Einstiegsmöglichkeiten, aber wenn es dann auch nicht passt, können sie leicht aussteigen.

 

DIRK: Bei 3 Wochen Schnuppertraining, sagtest Du, hat man ja genügend Zeit, um festzustellen, ob es miteinander passt, ob das Training passt und ob es für Denjenigen dass ist, was er sich vorgestellt hat.

RENÉ WELZ: Ja.

 

DIRK: Nehmen wir mal an, ich bin heute das erste Mal dagewesen, habe das Schnuppertraining besucht und habe mich dazu entschieden, bei Euch aktiv mitzutrainieren - wie werden Anfänger bei Euch integriert?

RENÉ WELZ: Anfänger werden einfach eingebunden. So wie sie hier sind, haben sie ja alle mal angefangen und im Prinzip werden sie im laufendem Betrieb, bzw. im laufendem Training mit eingebunden.
Wir sitzen in der Regel auch nach dem Training noch draußen und quatschen eine ganze Weile. Ab und zu gibt es auch mal ein Grillen oder andere Möglichkeiten, dass man sich auch so mal trifft, um einfach so ein bißchen diese Bande zu knüpfen. Das passt hier eigentlich ganz gut.

 

DIRK: Wie lange trainierst Du selber schon?

RENÉ WELZ: Ich habe angefangen Ende '91 bei Tony Miller und seit dem trainiere ich.

 

DIRK: Zu dem Zeitpunkt hast Du mit Ninjutsu angefangen, oder?

RENÉ WELZ: Ja genau. Ich habe davor allerlei andere Dinge gemacht. Ich habe davor lange Zeit in Bremen an der Tür gearbeitet und auch selber Diskotheken und Kneipen betrieben. Da treibt man sich eben mit Boxen herum und anderen Möglichkeiten. Als Kind war ich sehr früh ins Ringen eingestiegen, was natürlich auch ein großer Vorteil ist. Bin dann '91 gesundheitsbedingt hier in Bad Essen gelandet und man hat mir geraten, etwas in diese Richtung zu machen ... und dadurch bin ich auf Tony Miller gestoßen.
In dem Moment hat sich mir eine Welt aufgetan und es hat definitiv mein Leben verändert.

 

DIRK: Der Name Tony Miller sagt mir jetzt nichts, kannst Du mir vielleicht kurz noch etwas zu ihm erzählen?

RENÉ WELZ: Tony Miller gehört zu den Leuten, die sehr früh über Bo F. Munthe zum BUJINKAN gekommen sind - etwa im Bereich '85 / '86 muss das gewesen sein. Er war 5-6 Jahre schon dabei und hatte gerade seinen SHIDOSHI gemacht. Tony war hart, Tony war sehr gut und viele Dinge die ich so bei ihm gelernt habe,  machen wir auch heute so, wie Du vielleicht gesehen hast. Alles Dinge, die wir beständig so trainiert haben und mit viel Wert legen auf die Grundschule. Also nicht diese ganz großen komplizierten Sachen - es muss einfach sein, es muss simpel sein, es muss den Körper schulen, es muss verstanden werden und es muss häufig trainiert werden.

 

DIRK: Ist er noch aktiv?

RENÉ WELZ: Über Tony habe ich zuletzt mitbekommen, dass er in Hamm als Gastlehrer eingeladen war. Er hat ja auch seinen 15. DAN irgendwann bekommen, aber wir haben schon ewig keinen Kontakt mehr gehabt.

 

DIRK: Wie hast Du zu Tony und damit zum BUJINKAN gefunden?

RENÉ WELZ: Das ist eine lustige Geschichte, denn ich hatte nie nach BUJINKAN gesucht und hatte NINJUTSU auch nie gehört. Man hatte mir eben aus medizinischen Gründen geraten, mache was in diese Richtung und ich habe gesagt: ok! Habe dann meine damalige Freundin gefragt, ob sie was kennt und sie erzählte mir von einem Farbigen aus Wittlage, der das macht. Ich bin dann nach Wittlage und hatte nicht einmal eine Adresse. Habe mich dort durchgefragt und stand irgendwann an der Klingel. Ich läutete und kurz darauf ging im zweiten Stock ein Fenster auf. Ich stellte mich kurz vor: "Ja, hallo, René Welz mein Name. Ich wollte, ich hab' gehört...", "Shut up, go away!" bekam ich zur Antwort. Ohne Quatsch. Er hat mich zweimal kommen lassen, bis er mich dann reingelassen hat.

Das war schon sehr interessant - war sehr hart, so vom Training her.

 

DIRK: Welcher Part liegt Dir im Training am meisten? Hast Du ein Lieblingsgebiet oder -waffe?

RENÉ WELZ: Ich liebe die KIHON HAPPO - das sind wirklich so Dinge, die ich immer und regelmäßig intensiv trainiere - Messer, und natürlich den Rokushaku-Bo. Wir machen mit den HEMA**-Leuten öfters so Spielchen, wenn sie voll gerüstet sind und der "alte Mann" verhaut sie dann mit dem "Stöckchen". Das ist also ein Part, der liegt mir auch.

 

DIRK: Hat sich bei Dir etwas durch das Training im Leben verändert?

RENÉ WELZ: Ja *lacht* generell, man fühlt sich anders, man hat ein anderes Körperbewusstsein. Wie soll ich sagen, ich emfinde viele Dinge auch anders. Ich bin dadurch auch viel gelassener geworden. Ich war früher schon sehr leicht reizbar und es war an der Tür auch mal eskaliert. Das habe ich heute nicht mehr. Inzwischen sagt man sich auch, das macht überhaupt keinen Sinn, oder es bringt nichts. Man ist gelassener, entspannter, und wie schon gesagt, dass Körperbewusstsein ist besser geworden. Was nicht weggegangen ist, sind meine Nackenprobleme ... *lacht*

 

DIRK: *lacht auch* ...da macht Ihr die falschen Hebel...  :)))

RENÉ WELZ: ... :)))

 

DIRK: Warst Du schon mal in Japan?

RENÉ WELZ: Nein!

 

DIRK: Die nächste Frage wird sich sicher schon erübrigt haben danach, wenn Du an der Tür gearbeitet hast, ob es Situationen gegeben hat, wo Du Deine Fähigkeiten einsetzen musstest?

RENÉ WELZ: Tatsächlich, ich habe ja mit BUJINKAN angefangen, nach dem ich an der Tür gearbeitet hatte, musste ich es nur einmal verwenden - und dann nicht einmal um jemand zu schlagen, sondern um das Leben eines Anderen zu retten...

Also ein Radfahrer fährt auf der falschen Straßenseite, faktisch hinter mir. Es war ziemlich wenig Platz und er kommt da angeschossen - irgendein älterer Herr, was ich später erst gesehen habe - bimmelte, ich habe nicht reagiert und ich wollte auch nicht reagieren, wenn ich da so laufe. Er fährt mir hinten fast in die Hacken rein. Ich dreh mich um, und wir haben hier so einen Shared Space, dass ist so ein offener Fahrbereich - jeder hat gleich Recht - und wenn die Leute da aus diesem Shared Space herauskommen, geben sie natürlich Feuer. Und in dem Moment wo ich mich umdrehe, fällt er mir fast rückwärts vom Rad und wäre fast auf die Straße gefallen. Und was mache ich natürlich, ich halte ihn fest und ziehe ihn zu mir, dabei habe ich mir direkt auch eine von ihm gefangen. Es tat nicht sonderlich weh und es war eben ein älterer Herr, aber das war so ein Punkt, das hätte ich so früher nicht hinbekommen. Im Prinzip aus der Drehung heraus ihn zu halten und ihn bei mir zu behalten.

 

DIRK: Meine letzte Frage. Hast Du noch irgendein Statement, welches Du aus Erfahrung heraus den Neueinsteigern und NINPO RALPH-Lesern mit auf den Weg geben möchtest?

RENÉ WELZ: Seid entspannt. Macht es mit Spaß. Macht es für Euch. Fühlt Euch gut dabei.

 

DIRK: Vielen Dank für Deine Zeit.

 

*   NINPO RALPH PORTAL = war online von 1996 bis 2002
** HEMA = Historical European Martial Arts

Du fühlst Dich angesprochen?

Das DOJO des RANDORI SOCIETY e.V. bietet neben NINPO TAIJUTSU auch KRAV MAGA und MMA an. Darüber hinaus können im Dojo Kinder ab 8 Jahre mit dem NINJUTSU-Training beginnen.

Ein Schnupper- bzw. Probetraining ist bis zu 3 Wochen kostenfrei möglich.

 

Die Kontaktdaten und Trainingszeiten des Dojo findest Du hier in der DOJO-LISTE. Klicke dazu einfach den Verweis. Mache Dir am besten ein eigenes Bild und probiere im Schnupper-/Probetraining aus, ob Dir der Trainingsstil und die Kampfkunst liegt.

 


NINPO RALPH DOJOTOUR 2018

Alle Berichte bisheriger DOJOTOUR-Besuche ...

 

[2018-11-01] Bujinkan Dojo Köthen

[2018-10-24] Kuroi Tora Kampfkunstverein e.V. Elsterwerda

[2018-09-20] Bujinkan Dojo Tamonten Yamashiro Hamburg

[2018-09-19] Randori Society e.V. Bohmte

[2018-06-22] Bujinkan Dojo Rostock

[2018-06-20] Bujinkan Shugendo Dojo Rostock

[2018-06-08] Bujinkan Dojo Ilmenau e.V.