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DojoTour - Zu Gast im Bujinkan Dojo Kriebstein


Nur etwa 90 km von Leipzig entfernt liegt Kriebstein. Einigen ist der Ort eventuell touristisch bekannt, durch die dort befindliche Talsperre. Am 23.11.2018 fuhr Dirk ins dortige Bujinkan Dojo zu seinem 8. Termin der Ninpo Ralph DojoTour, welches sich im Refugium Ehrenberg befindet. Wie es im Dojo war und was es zu berichten gibt, kannst Du im Folgenden lesen...

Basis-Training in kleiner Runde

Trainingsstart im Dojo ist jeweils 19:00 Uhr. Jeder Teilnehmer hat aber die Möglichkeit, schon 18:30 Uhr zur Erwärmung anwesend zu sein. Die Aufwärmrunde selbst begann mit einem lockeren KUMI UCHI ohne Gegenwehr und dem Ziel, Würfe anzusetzen und auszuführen.

Kamidama Ehrenberg
Bist Du am Ende angekommen, merkst Du, das es ein Anfang ist! (Foto: Jens Ossada)


Nachdem alle Teilnehmer der Trainingseinheit anwesend waren, insgesamt 5 Personen inklusive Trainer, wurde traditionell angegrüßt und das eigentliche Training begann. Den Anfang machte eine SHIKKO-Übung in Kombination mit KESA GIRI und GYAKU KESA GIRI, gefolgt von einer KAMAE NO KATA. UKEMI wurden als Vorbereitung auf das Hauptthema des Trainings aus den verschiedenen KIHON HAPPO-Techniken heraus praktiziert.

 

Im Hauptteil der Trainingseinheit ging es um OMOTE GYAKU, OMOTE GYAKU TSUKI und ONI KUDAKI. Letzteres wurde ferner auch mit HANBO, dem kurzen Stock, geübt. Wer schon etwas länger BUJINKAN BUDO TAIJUTSU trainiert, weiß, dass es je nach Trainer und Zeit, unterschiedliche Auslegungen zur Ausführung der KIHON-Techniken gibt. Die Trainer Jens und Matthias legten im Training den Schwerpunkt auf minimalen Bewegungsaufwand, ohne ausladende Ausweichbewegungen und Winkel, mit optimaler Eigendeckung. Die kleine Trainingsgruppe bot hierfür ideale Trainingsvorraussetzungen, da sehr unterschiedliche Körperstaturen aufeinandertrafen.

 

Den Trainingsabschluß bildeten HANBO FURI-Übungen gegen einen mit BOKKEN bewaffneten Angreifer. Aufgabe war es, mittels einer Kombination verschiedener FURI-Techniken den Angreifer erstens daran zu hindern, sein Schwert zu ziehen und zweitens, den Angreifer direkt am Kopf zu attackieren.

 

Das Training war mit Infos gespickt und während des Techniktrainings wurde genau erklärt, warum etwas wie gemacht wurde. Die Trainingsrunde war entspannt, locker und für Dirk wieder eine gute Möglichkeit gewesen, neue Aspekte der KIHON HAPPO kennenzulernen. Besonders interessant war die als "Kneipen-Variante" deklarierte Version von ONI KUDAKI ... ;)

 

Einen Zusammenschnitt und Dirk's Fazit kannst Du Dir hier im Video ansehen.



Fakten zum Dojo

Das Bujinkan Dojo Kriebstein befindet sich im Refugium Ehrenberg auf dem Privatgelände des Künstlers Jens Ossada, der gleichzeitig Trainer des Dojo ist. Das Dojo selbst ist in der ersten Etage einer ehemaligen Scheune und verfügt über eine Mattenfläche von etwa 42 qm. Auf dem Grundstück befindet sich ferner ein großer Garten, indem im Sommer oder bei passendem Wetter ebenfalls trainiert werden kann.

Im Eingangsbereich sind die Trainingswaffen gelagert und mittig im Raum befindet sich ein fester Pfosten für Schlag-, Tritt- und Abhärtungstraining.

 

Kampfkunsttraining Ehrenberg
Training im Dojo (Foto: Refugium Ehrenberg)

 

Registriert sind im Dojo etwa 12 Mitglieder - die aktive Trainingsgruppe ist jedoch etwas kleiner. Über das Bujinkan Budo hinaus, findet im Dojo noch ein YOGA-Kurs statt, der jedoch von einer externen Yoga-Lehrerin abgehalten wird.

Entspannte Plauderrunde mit den Trainern des Dojo Jens Ossada und Matthias Hoffmann

Eine ausgefallene YOGA-Stunde vorm Training machte es möglich, sich im Dojo für eine entspannte Plauderei niederzulassen und es gleich mit dem obligatorischen Interview zu verbinden, bevor die anderen Trainingsteilnehmer erschienen.

 

DIRK: Seit wann gibt es Euer Dojo?
JENS: Also das Dojo hier im Refugium Ehrenberg gibt es seit 2010, die Gruppe aber schon seit 2008. Wir sind dann umgezogen, als es hier fertig war.

 

DIRK: Wo ward ihr da vorher?
JENS: In Mittweida.
DIRK: Das war das alte Dojo von André Kahl?
JENS: Nee, nee, das war schon weit danach. 2008 hatte ich Räume in meinem alten Atelier. Wir hatten da auch bei null angefangen - André Kahl's Dojo gab es da nicht mehr in Mittweida.

 

DIRK: Meine Frage nach den eigenen Räumen erübrigt sich hiermit, wir sitzen ja eben drin. Habt Ihr Ableger, oder nur dieses Dojo? Vielleicht in einem Nachbarort?
JENS: Nur dieses hier.

DIRK: Wie viele Mitglieder trainieren bei Euch, bzw. wie groß ist Eure Gruppe?
MATTHIAS: Aktiv etwa 5, inklusive mir und Jens – fluktuierend bis 12 hoch.
JENS: Mit mehr wäre auch der Raum an der Grenze, aber noch haben wir Potenzial ...

DIRK: Bietet Ihr über das Bujinkan-Training hinaus noch andere Bereiche oder Kurse an, die irgendwie zum Training gehören? Also ich meinte jetzt nicht irgendwie Kunst und ähnliches...
JENS: Nein. Unabhängig von uns nutzt allerdings eine Yoga-Lehrerin unsere Räume für ihre Kurse.

 

DIRK: So, nehmen wir an, ich bin in Eure Gegend gezogen und bin auf der Suche nach einer Trainingsmöglichkeit. Wie macht Ihr auf Euch aufmerksam und welche Kanäle nutzt Ihr, damit man Euch als Interessierter finden kann?
MATTHIAS: Wir haben eine Facebook-Seite – Kampfkunstschule Ehrenberg – da findet man das, oder Refugium Ehrenberg. Das wird, trotz allem das Jens Facebook nicht so richtig benutzt, gefunden und funktioniert ganz gut. Es vernetzt sich automatisch...
DIRK: Ich habe es ja auch darüber gefunden.
JENS: Wunderbar.
MATTHIAS: Siehste, aber wir haben auch eine Website...
JENS: ...die heißt refugium-ehrenberg.de
DIRK: ... und Instagram und diese ganzen anderen Kanäle?
MATTHIAS: Ne!
DIRK: Macht Ihr irgendwie noch lokale Werbung?
JENS: Ja. Flyer, Anzeigen im Gemeindeboten und ansonsten von Mund zu Mund – ganz klassisch.

DIRK: Ok, wie groß ist Euer Einzugsgebiet?
JENS: Das reicht bis Döbeln, Chemnitz, die umliegenden Dörfer, Mittweida, Hainichen – so die Ecke...

 

DIRK: Wie werden Anfänger bei Euch ins Training integriert, wäre meine nächste Frage gewesen, aber bei Eurer Gruppengröße geht das mit Sicherheit über das laufende Training...
MATTHIAS: Klassisch wie früher, ein Jahr nur werfen und Boden fegen, und dann dürfen sie mitmachen.
*alle lachen*
JENS: Dirk, so wie Du schon sagst. Sie nehmen komplett von Anfang an alles mit.


DIRK: Gibt es Probe- oder Schnuppertrainings? Wenn ja, wie handhabt Ihr das?
JENS: Ja gibt es. Die ersten Probetrainings sind kostenlos.
DIRK: Gibt es da eine Anzahl?
JENS: So 2-3 oder je nachdem, wie der Monatsanfang ist, das sehen wir ganz locker - auch mit den Beiträgen. Wir haben uns aber auch gesagt, dass wir den ersten Monat dafür nutzen, einzuschätzen, ob der Schüler auch zu uns passt. Also wir müssen nicht jeden nehmen.
DIRK: Ich denke, dass ist auch ein wichtiger Punkt.
JENS: Auf jeden Fall, ja.


DIRK: Meine nächste Frage geht an Euch Beide. Wie lange trainiert Ihr schon?
JENS: Ich habe '92 mit Judo angefangen und '94 mit Bujinkan, in Mittweida damals.
DIRK: Und seitdem bist Du ja dabei.
MATTHIAS: Da sind wir fast gleich. '94 hab ich angefangen, da wusste ich noch gar nicht was. Dann waren wir irgendwann bei Kostas. '96 habe ich mir diese gelbe Karte gekauft – das ist fast das Gleiche. Vorher war ich mal beim Karate, aber das war noch Schulzeit...
JENS: Judo ist eine gute Vorbereitung.
MATTHIAS: Judo ist ideal, also ich würde jedes Kind erst mal zu Judo schicken.
DIRK: Ich habe mit Ringen angefangen und bin dann über Judo, einem kurzen Abstecher im Aikido – Karate habe ich auch gemacht – Anfang der '90er dazugestoßen.


DIRK: Wie seid Ihr zum Ninjutsu gekommen?
MATTHIAS: *lacht* ...das ist der Klassiker – Ninja-Boom – Ninja-Filme, Michael Dudikoff...
Ich weiß noch genau wie er „Jusui“ gerufen hat, von irgendwelchen Felsen in Löcher gesprungen ist und kam Sekunden später wieder raus. Das hat gefetzt in der Schule. Dann haste einen getroffen und gesagt, oh ja, das ist cool. Da ist man Nachts mal ein bißchen herumgeklettert und dann hat man sich gesucht, wo sind denn die richtigen Samurai und Ninja...
JENS: Ich hatte es einfacher. Ich war im Judo und da hieß es, draußen am Wasserturm in Mittweida, da trainieren so Typen in schwarzen Klamotten irgendwas mit Kampfkunst. Aber es gab keine Werbung, keine Trainingszeiten – gar nichts – und da musste ich jeden Tag mit dem Fahrrad hinfahren und einfach immer mal vorbeischauen. Irgendwann habe ich sie erwischt und ab da war ich dabei.
MATTHIAS: Das ist ja mal richtig gut.
DIRK: Also nicht ganz der Klassiker „Wir haben das Buch von Hayes gelesen.“. Aber das war dann auch nicht mehr ganz so Up-to-Date dieses Buch.
MATTHIAS: Das war ja ein Stück älter, stimmt. Man hat sie aber alle gesammelt und gelesen.
DIRK: Anfang '90 war das mit dem Buch. Und viele, die zu dieser Zeit begonnen haben, sind dann bei der I.N.A.G. gelandet, weil im 4. Hayes-Buch hinten die I.N.A.G.-Adresse drin stand ...


DIRK: Habt Ihr so Lieblingsthemen im Training, was Ihr gerne macht?
MATTHIAS: Lieblingsthema!? Na das, wo wir uns nicht sicher sind, ob wir das überhaupt richtig verstanden haben. Dann suchen wir uns alles, was wir überhaupt jemals gehört und gesehen haben, zusammen. Wir machen ja nicht so einen Frontalunterricht, wo einer da steht und den Chef macht und sagt was gemacht wird. Bei uns ist das eher so, dass jeder seinen Teil dazu gibt, sein Wissen und sein Feedback. Dadurch
schlussfolgern wir einfach, haben neue Erkenntnisse und denken uns „Wow!“...
JENS: Ich versuche eigentlich immer auf dem aufzubauen, was die Schüler können. Also beim KIHON HAPPO ganz klassisch anfangen, und dann entsteht so ein Flow im Training, dass man merkt, da kannst Du noch eins drauflegen, da kannst Du noch eine Waffe dazu nehmen, eine andere Technik daraus machen ... Meistens ist es dann so, wenn man einen riesengroßen Kreis durchs Training zieht, und die Schüler alle komplett mitgehen, und man hat alle Waffen irgendwann mit eingebunden, stellt man fest, naja, es war nur
KIHON HAPPO. *lacht* ... da schließt sich immer der Kreis. Also das ist so mein Faible.

DIRK: Und hat sich bei Euch durch das Training im Leben verändert?
JENS: Für mich war es immer ein Anker. Also ich habe einfach so eine innere Sicherheit gehabt. Klingt jetzt platt, aber ich habe dadurch jede Menge Umbrüche im Leben, so richtig radikal machen können. Wirklich mal komplett aussteigen und mit dem Boot durch die Gegend ziehen, oder hier mit dem Grundstück, mit dem Bauernhof anfangen, einfach wo du merkst, das Training hat dir beigebracht die Arschbacken zusammenzukneifen. Dieses NIN, was da so drin steckt, dass war eine große Hilfe im Leben. Und das ist auch das, was wir unseren Schülern heute wieder vermitteln, weil es ist eben doch eine Herausforderung, immer wieder zum Training zu kommen. Auch mal mit blauen Flecken nach Hause zu gehen, auch mal bei Kälte zu trainieren und, und, und...
Das ist kein Zuckerschlecken, aber es ist eine gute Vorbereitung fürs Leben.
MATTHIAS: Was willst Du dazu noch sagen. Da wäre ja fast alles gesagt. Das ist eben wirklich so! Man lernt auch einfach, dass du nicht alles beeinflussen kannst. Das ist der Klassiker... „Shikin haramitsu!“ ... du kannst nicht alles beeinflussen. Du musst das Beste daraus machen. Und wie es beeinflusst hat, kann ich eigentlich gar nicht sagen, denn gefühlt war es schon immer dagewesen. Das ist sehr schwierig, ich wüsste gar nicht wie es wäre, ohne Das. Ich kann es mir nicht mal richtig vorstellen.

DIRK: Wart Ihr beide schon einmal in Japan?
MATTHIAS: Nee
JENS: *schüttelt den Kopf*
DIRK: Ich auch noch nicht.
MATTHIAS: Das ist auch keine Schande. Kann man ruhig sagen ...

DIRK: Gab es denn schon einmal eine Situation, wo Ihr Eure Fähigkeiten aus dem Training einsetzen musstet?
JENS: Ich habe es schon anwenden müssen, ja.
MATTHIAS: Ja!
DIRK: Muss man jetzt auch nicht weiter vertiefen, außer, hat es geholfen?
MATTHIAS: *lacht* Aber massiv! Aber, muss man auch sagen, manchmal dem anderen Part. Eben in Situationen, damit es nicht ausufert.
JENS: Muss ich ebenfalls dazu sagen, es hat geholfen, die Situation so zu beherschen, dass eben nichts passiert ist.

DIRK: So, meine letzte Frage gilt den Neueinsteigern und den NINPO RALPH-Lesern oder Nutzern. Habt Ihr noch irgendein Statement, welches Ihr ihnen mit auf den Weg geben möchtet?
JENS: Ordentlich trainieren und weniger schwafeln! Das ist ganz einfach: Training, Training, Training...
MATTHIAS: Es gibt keine Götter! Alle sind nur Menschen.
JENS: Wir sind ja auch bei vielen Lehrern gewesen, und da gibt es genauso wenig, wie Matthias sagt „Es gibt keine Götter!“, die eine Wahrheit. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, dies zu betrachten und man muss sich am Ende trotzdem seinen eigenen Reim darauf machen.
MATTHIAS: Das ist am Ende genauso, wie es in den Schriftrollen steht. Da steht „Greife den Ärmel!“. Da steht nicht „Greife aus...!“, „Greife mit...!“ oder „Das ist ein Großer, greife den mal derber...!“ - da steht „Greife den Ärmel!“ und der Rest ergibt sich aus der Erfahrung.
JENS: Was ich vorallem gemerkt habe hier im Training ...
MATTHIAS: Jetzt wird es philosophisch...
JENS: Wir sind ja beruflich und familiär eingebunden und schaffen es nun nicht mehr wie früher, jeden Monat auf ein Seminar zu fahren. Wenn Du nur auf zwei Seminare im Jahr fährst, ist das wesentlich weniger Input. Wir haben dadurch aber Zeit, die Inhalte zu verarbeiten, gründlich zu untersuchen, alles nachzutrainieren und uns einen eigenen Reim darauf zu machen. Und ich muss sagen, dieses Intensive, dass hat mir wirklich sehr viel gebracht. Wenn Du immer nur Input hast, da rutscht das Alte hinten durch und da bleibt nicht wirklich etwas hängen. Du musst Dich also mit den Dingen intensiv beschäftigen, und da reicht wenig Input. Da reicht ein Seminar im Jahr. Aber wenn Du Dich mit den Dingen ein ganzes Jahr beschäftigst, reicht das aus – wenn es ein gutes Seminar war.
MATTHIAS: Wenn es gut war, dass muss man dazu sagen.


DIRK: Das war ein sehr ausführliches Statement und würde es so stehen lassen. Ich danke Euch Beiden für Eure Zeit und freue mich auf die Trainingseinheit.

Neugierig auf das Training in Kriebstein?

Fühlst Du Dich durch die Informationen und das Video angesprochen und möchtest gern einmal die Trainer, das Dojo und das Training in Form eines Probetrainings persönlich kennenlernen, dann findest Du alle nötigen Informationen zur Kontaktaufnahme im Eintrag meiner Dojo-Liste.

 

Es empfiehlt sich, auf jeden Fall im Vorfeld schon einmal per Telefon oder E-Mail sein Interesse zu bekunden, da sich das Dojo auf einem Privatgelände befindet.

 


NINPO RALPH DOJOTOUR 2018

Alle Berichte bisheriger DOJOTOUR-Besuche ...

 

[2018-11-23] Bujinkan Dojo Kriebstein

[2018-11-01] Bujinkan Dojo Köthen

[2018-10-24] Kuroi Tora Kampfkunstverein e.V. Elsterwerda

[2018-09-20] Bujinkan Dojo Tamonten Yamashiro Hamburg

[2018-09-19] Randori Society e.V. Bohmte

[2018-06-22] Bujinkan Dojo Rostock

[2018-06-20] Bujinkan Shugendo Dojo Rostock

[2018-06-08] Bujinkan Dojo Ilmenau e.V.