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Zu Gast im Bujinkan Sanshinkan Dojo Oelsnitz zum Taijutsu-Training


Es hatte eine Weile gedauert, denn der mögliche Termin musste mehrmals verschoben werden, aber am 28.11.2022 klappte es endlich - Dirk fuhr im Rahmen seiner Ninpo Ralph DojoTour nach Oelsnitz und besuchte eine Trainingseinheit des BUJINKAN SANSHINKAN DOJO.

Oelsnitz ist eine große Kreisstadt im Vogtland, südlich von Plauen in Sachsen gelegen, mit fast 10.000 Einwohnern.

 

Außenansicht Dojogebäude Sanshinkan Dojo
Außenansicht Dojogebäude mit altem Logo (Foto: Roy Lippold)
Aussenansicht Dojogebäude Eingangsbereich
Außenansicht Dojogebäude - Eingangsbereich (Foto: Roy Lippold)

 

In Oelsnitz und Umgebung ist das SANSHINKAN DOJO das einzige BUJINKAN DOJO und Dirk nutzte die Gelegenheit, eine Trainingseinheit in der Erwachsenengruppe mizutrainieren. In seiner Tour ist dies der 20. Besuch eines Dojo in Deutschland.

 

 

So war das Bujinkan-Training im Sanshinkan Dojo

Das Training begann in der kleinen Gruppe pünktlich und dauerte etwa 1,5 Stunden. Es waren inklusive Dirk 8 Teilnehmer anwesend, die Hälfte davon Schwarzgurte und ein Anfänger. Die Gruppe selbst war bunt gemischt, was im Training unterschiedliche Erfahrungen ermöglichte.

Die Erwärmung erfolgte individuell vor der eigentlichen Trainingseinheit. Dafür ist etwa eine halbe Stunde Zeit, in der Pause zwischen den Trainingseinheiten.

 

Kamidama des Dojo
Kamidama des Bujinkan Sanshinkan Dojo

 

Nach dem im Bujinkan üblichen Angrüßen begann das Training mit einer einfachen Übung zur Gleichgewichtskontrolle von UKE. Schwerpunkt lag hierbei nicht auf bewusstes "aus dem Gleichgewicht bringen", vielmehr sollte durch bewegen ohne Kraft der Kipppunkt erspürt und genutzt werden.

 

Dieses Grundprinzip zog sich anschließend durch das gesamte Training:
Übung 1 - ONI KUDAKI Variante mit Balance-Kontrolle
Übung 2 - ONI KUDAKI Variante mit HANBO

Übung 3 - MUSO DORI Feeling
Übung 4 - Weiterführung mit GANSEKI WAZA
Übung 5 - Alternative Weiterführung, falls man mit GANSEKI WAZA nicht zurecht kommt
Übung 6 - MUTO DORI Prinzip gegen Stockstich mit dem BO-Stab - ich würde es als URA-Variante bezeichnen
Übung 7 - MUTO DORI Prinzip gegen Stockstich mit dem BO-Stab - hier dann als OMOTE-Variante

 

Meine URA- und OMOTE-Interpretation zu den Übungen 6 und 7 bezieht sich auf die Seite, in die TORI beim Stockstich ausgewichen ist. Auch hier betonte Alexander Treuheit, dass die Kontrolle von KUZUSHI über 3 Dimensionen (Achsen) völlig ohne Kraft möglich ist.

Mit den MUTO DORI-Übungen wurde das Training abgeschlossen. Das Training selbst wurde lediglich durch eine kurze Trinkpause unterbrochen, ansonsten haben alle Teilnehmer in einer lockeren Atmosphäre konzentriert geübt. Positiv waren mehrere Partnerwechsel und es wurde nicht wild durch unzählige HENKA (Variationen) gehetzt - vielmehr fühlte sich das Training durchdacht und logisch aufgebaut an.

 

Im folgenden Video bekommst Du einen guten Einblick in die Trainingsseinheit, unterstützt durch die Erläuterungen des Lehrers Alexander Treuheit...



Fakten zum Dojo

Das BUJINKAN SANSHINKAN DOJO verfügt über eigene Räumlichkeiten. Von Außen eher unscheinbar, ist die ehemalige Garage innen liebevoll im japanischen Flair eingerichtet. Es gibt einen kleinen Vorraum zum Ankommen und Umziehen, sowie einen Mattenraum. Die Mattenfläche beträgt darin etwa 24 qm.

An den Wänden links vom KAMIDAMA befinden sich HANBO und BO-Stäbe und rechts vom KAMIDAMA Übungsschwerter und BOKKEN. Das Dojo bietet seinen Mitgliedern also das klassische Set an Trainingsequipment, damit ein reibungsloses Training ohne großes Gesuche möglich ist.

 

Blick ins Dojo

 

Verschiedene Blicke ins Dojo.
Neben dem japanischen Flair gibt es genügend Trainingsausrüstung für die Übenden.

 

Ecke mit Stockwaffen
Ecke mit Übungsschwertern

 

Im SANSHINKAN DOJO sind zum Zeitpunkt von Dirk's Besuch aktuell 15 Mitglieder registriert. Seit 2012 bietet das Dojo an diesem Standort Training in der Kampfkunst BUJINKAN BUDO TAIJUTSU an. Andere Stile werden im Dojo nicht unterrichtet. Das Dojo-Gebäude befindet sich auf dem Firmengelände der Tischlerei Gunter Lippold, parken ist hier während des Trainings also kostenfrei möglich. Weitere Einzelheiten zur Dojo-Historie und den Trainern kannst Du im folgenden Interview erfahren...

 

 

Plauderei im Dojo nach dem Training

Nach der Trainingseinheit gab es noch die Möglichkeit, etwas mit den Dojo-Gründern Roy Lippold und Stefan Busse, sowie dem Lehrer Alexander Treuheit zu plaudern. Der Interview-Ausschnitt im verlinkten Video entstand am Ende des gesamten Gesprächs. Der Rest des Interviews wurde nicht gefilmt...
 

DIRK: Seit wann gibt es Euer Dojo hier in Oelsnitz?

ALEXANDER: Diese Frage gebe ich mal an Roy weiter...

ROY: Also wo ich hier in Oelsnitz angefangen habe, das ist am 03.12. genau vor 10 Jahren gewesen.

DIRK: Super, da habt ihr ja in Kürze Jubiläum.

ROY: Richtig. Also vor 10 Jahren haben wir hier angefangen mit 4 Personen und kurze Zeit später kam auch Stefan dazu. 2015 haben wir uns wiedergefunden und so ging es dann weiter...

DIRK: Wiedergefunden bedeutet was genau?

ALEXANDER: Die Geschichte ist sehr witzig. Ich hatte ja mein Dojo in Plauen, das kennst Du sicher noch, und Roy war bei mir Schüler. Wir sind damals im nicht so guten Verhältnis auseinander gegangen. Wie das eben so ist, wenn zwischenmenschlich manche Dinge passieren. Irgendwann später hatte mich Roy angeschrieben, ob ich Lust dazu hätte, hier in Oelsnitz einmal vorbeizukommen, und ich dachte mir: Nö!

Ich hatte also erst keine Lust darauf gehabt. Er hat mich danach noch einmal angeschrieben und geschrieben, dass es ihm leid tut, was damals passiert war und ob ich denn Lust hätte, einmal vorbeizukommen. In diesem Moment dachte ich mir, wenn er über
seinen Schatten springen und sich entschuldigen kann, dann sollte ich das auch können. Es gehören ja immer Zwei dazu.

Ich bin also nach Oelsnitz gefahren, hier hereingekommen und dachte, ich bin in Japan gelandet im Dojo. Ich habe mich sofort in dieses Dojo verliebt und wir haben wieder zueinander gefunden. Wir waren alle etwas älter, reifer und besser geworden und haben
zu einer guten Gemeinschaft zusammen gefunden, wo ich etwas Training gebe und jeder davon profitiert. Ich profitiere vom Training ja genauso wie die Schüler.

DIRK: Hat sich das Dojo hier dann als Ableger von Plauen entwickelt?

ALEXANDER: Das Dojo in Plauen hatte ich mangels Zeit vorher aufgegeben. Das gibt es also nicht mehr. Darüber hinaus hatte ich für mich gemerkt, dass mich kein Training auch nicht besser macht und so kam eigentlich alles perfekt zusammen.

 

DIRK: Also fokussiert sich das Training jetzt hier?

ALEXANDER: Ja, richtig.

ROY: Das sieht man auch in unserem Logo vom Dojo. Alex hatte das HACHI ROU Dojo gegründet mit dem Wolf im Logo und wir mit dem Mönch in den Bergen. Wir kamen dann auf die Idee, den Wolf aus den Bergen herauskommen zu lassen. Wir haben dazu auch noch beide Namen integriert, damit wir eine Verbindung zu beiden Dojo haben und es so weiterleben kann.

ALEXANDER: HACHI ROU bedeutet „Wolfsrudel“. Mit OKAMI gibt es ja schon mehrere Dojo. Während meiner Zeit in Japan hat mir eine Japanerin, bzw. ihre sehr gebildeten Eltern eine alte Schreibweise erklärt. Also HACHI für Acht bzw. Unendlich ist klar und ROU
ist eine alte Schreibweise für OKAMI. Beides zusammen bedeutet dann „Wolfsrudel“.

Meine Bekannte meinte, wenn Du „Wolfsrudel“ ausdrücken möchtest, nenne es doch Okami Dojo und ich fragte sie, ob es auch den familiären Zusammenhalt ausdrückt - das Jeder für Jeden da ist - also das was ein Rudel eigentlich ausmacht. Sie sagte: Nee, nee, das bedeutet nur "Rudel" bzw. "viele Wölfe". Aber sie fragt mal ihre Eltern und dann kam sie ganz aufgeregt ins HOMBU DOJO: Ich hab was, ich hab was – „HACHI ROU“! ...und das kennen auch nur die alten Japaner.

HATSUMI hat es mir auch mal gezeichnet, das habe ich hier als Tätowierung drauf, aber auch er war ganz überrascht und hat es dann gemalt. Deswegen BUJINKAN HACHI ROU DOJO.

 

DIRK: Dojo-Leiter wären jetzt wer?

ALEXANDER zeigt auf ROY: Er. So ein typisches Joint Venture eigentlich.

ROY: Eine friedliche Koexistenz...

ALEXANDER: Es ist ein gemeinsames Dojo. Er hat das alles hier aufgebaut und ich will es mir gar nicht aneignen. Im Zweifelsfall bestimmt Roy was hier passiert, weil das sein Dojo ist. Ich habe die Ehre und die Freude, hier unterrichten zu dürfen.

DIRK wendet sich an STEFAN: Mit Dir habe ich ja am meisten kommuniziert, welchen Part hast Du inne? Du machst die Socialmedia-Betreuung?

STEFAN: Wie soll ich sagen, Mädchen für alles. 2015 haben Holger, Roy und ich das Sanshinkan Dojo in Oelsnitz gegründet.
Das SANSHIN hatten wir überlegt, weil wir zu dritt waren und jeder von uns eine andere Philosophie vertreten hat. Zusätzlich dreht sich im BUJINKAN viel um die Zahl 3. Darum "Halle der 3 Geister" also SANSHINKAN.

 

DIRK: Mit viel Personen seid ihr damals gestartet?

ROY: Zu unserem Start 2012 waren wir zu viert. Dazu gab es noch eine Kindergruppe mit ebenfalls etwa 4-6 Teilnehmern. Begonnen hatten wir im Nachbargebäude in der Tischlerwerkstatt. Für das Training musste jeden Montag der vordere Maschinenraum
komplett leer geräumt werden. Das war immer sehr anstrengend. Später dachte ich mir, die Garage wäre besser geeignet. Diese wurde dann Stück für Stück ausgebaut für unser Training, damit ich nicht jedes mal die Werkstatt leer machen musste.

DIRK: Wie viele seid ihr jetzt aktuell?

ROY: Also inklusive Kinder sind wir aktuell etwa 15 Mitglieder. Vier davon sind in der Kindergruppe.

DIRK: Ich fand es gut, dass für diejenigen, die jetzt beim Training dabei waren, dennoch genügend Platz zum trainieren da war.

ROY: Wir waren hier auch schon mit 14 Teilnehmern drin.

ALEXANDER: Ich finde es ideal und auch die Atmosphäre ist sehr schön. Es kommt darauf an, was Du daraus machst, egal ob wir hier nur zu zweit oder mit vielen sind. Ich hatte mir mal Gedanken dazu gemacht, wie viele Schüler man braucht, um ein guter
Lehrer zu sein. 10, 20, 3, gar keinen? Es kommt auf Dich an.

DIRK: Letztendlich machst Du es ja auch für Dich.

ALEXANDER: Genau! Darauf kommt es im Endeffekt an. Ich bin kein besserer Lehrer wenn ich mehr Schüler habe.

 

DIRK: Jetzt hast Du erzählt, Du hast 1989 angefangen, dass war sicher bei der I.N.A.G.?

ALEXANDER: Ja genau, Ende 1989.

DIRK: Wie bist Du dazu gekommen?

ALEXANDER: In der Schulzeit hatte ich mit JUDO begonnen. Noch zu DDR-Zeiten gab es einen Notwehr-Kurs für Unteroffiziersanwärter und dieser wurde bei der Polizei durch einen Polizei-Ausbilder ausgerichtet. Mein Trainingspartner im JUDO hatte diesen Kurs belegt, weil er Unteroffizier werden wollte, damit er studieren kann. Und er kam dann irgendwann auf mich drauf zu und meinte: Mensch, wir wollen eine Vorführung machen, die können aber alle nichts. Kannst Du da mal mitmachen?

Ich sagte: Klar, wenn ich bei eurem Training ein bißchen mitmachen darf? Und er gab zurück: Kein Problem.


Dort haben wir Selbstvertigungssachen trainiert. Unter anderem Karate, was es offiziell in der DDR nicht gab. Wir haben dann auch Vorführungen gemacht und dann kam er plötzlich mit den NINJA-Büchern an - zu DDR-Zeiten ja Gold wert.

Er hatte Bekannte bei den Kaskadeuren der DEFA, also die Stuntman der DEFA (Anm: Filmgesellschaft der DDR), und die hatten Zugang zu dieser Literatur. Wir blätterten in den Büchern herum und sahen die Anzüge und Wow!

Wir färbten darauf hin unsere Judo-Anzüge für unsere Auftritte auch schwarz. Das kam richtig cool an, wie wir so ninjamäßig drauf waren. Haben die ganzen bescheuerten Übungen aus dem Buch gemacht. Ja und dann gab es in einem der Bücher die Adresse der I.N.A.G. hinten drin, glaube in Band 3 oder 4.

Ich hatte die Adresse angeschrieben und bekam anschließend von Armin Dörfler aus Nürnberg alle Nachrichten, sowie Ausschreibungen - konnte natürlich aber nie hinfahren. Ich hatte auch an die SHADOW WARRIOR in Amerika geschrieben und bekam darauf hin aus Amerika ein Werbeblatt zu Stephen Hayes.

Kurz nach der Wende war ich selbst noch in der Schule. Hier hatte ich eine Klassenkameradin, die viel Westbekanntschaft besaß, und sie hatte sich auch diese Bücher bestellt. Sie fragte mich dann, ob ich zum Seminar nach Halle-Neustadt fahre. Ich schaute sie an und fragte, welches Seminar sie meint und da stellte sich heraus, dass sie auch an die I.N.A.G. geschrieben hatte, sie die
Nachrichten aber von Steffen Fröhlich bekam.

Ich hatte Steffen später mal darauf angesprochen und er meinte dazu, dass er gar nicht wusste, wo Plauen genau liegt, es war für ihn aber ziemlich weit unten und da hatte er es an Armin weitergegeben.

Es handelte sich um das erste Seminar in Halle mit Asad Gyrakossian und Bernd Matthias. Beide sind wirklich in der Stunde der Maueröffnung zu Steffen rüber. Sind getrampt, gelaufen und mit der Bahn gefahren - standen dann plötzlich bei Steffen vor der
Tür, haben angeklopft und meinten, sie wollten NINJA werden.

Und er sagt: Geil, 9.KYU! Weil ihr das schon mal geschafft hat. Dann hat er mit beiden eine kurze Ausbildung gemacht. Sie sind dann zurückgekommen und haben ein erstes Seminar gegeben. Das war im Dezember oder November '89 in Halle-Neustadt. Es gab da
auch eine Anmeldefrist zum Seminar, die allerdings bereits verstrichen war. Ich war deswegen sauer auf meine Klassenkameradin, weil sie es mir nicht eher gegeben hatte. Ich fragte dann nach, ob ich noch teilnehmen konnte und bekam als Antwort: Kein
Problem!

Ich besuchte das Seminar mit meinem Trainingspartner, mit dem ich das alles initiiert hatte und wir trafen dort auf ein Sammelsurium von Menschen aus dem JUDO, KARATE, vom KUNG FU, die alle heimlich trainiert hatten in der DDR und die haben sich dort alle getroffen. Sie haben alle nichts gekonnt. Wir haben KAMAE NO KATA und SANSHIN NO KATA trainiert, haben Staffelspiele gemacht, nur um die Zeit zu füllen.

 

Wir haben JUDO gemacht. Vorwärtsfallschule. In unserem jugendlichem Leichtsinn sind wir hochgesprungen und auf die Matte gekracht. Ungläubig meinte er, dass wir das nicht auf dem Parkett machen. Also sind wir ab aufs Parkett, hochgesprungen und *pamm* und wieder aufgestanden. Oder 100 Liegestütze in einer Minute und was wir alles so gemacht haben. Mein Trainingspartner Ralf hat das ja locker geschafft, da es für uns normal war. Wir hatten eine gute harte Ausbildung. Also mein UKEMI kommt mir heute noch zu gute. Das war der Anfang, so ging das los.

 

Das zweite Seminar war dann bei Wolfgang Ettig wieder in Halle-Neustadt. Das war 1990. Und so haben wir uns von Seminar zu Seminar durchgehangelt - dann zuhause trainiert und wieder zum Seminar, wenn wir es uns leisten konnten.

 

DIRK: Ich war Januar '91 das erste mal in Dietzenbach und zu Asad bin ich dann samstags ins Dojo gefahren von Leipzig aus.

 

DIRK an ROY: Wie bist Du dazu gekommen?

ROY: Ich habe vorher für etwa 3 Jahre SHOTOKAN-KARATE gemacht und etwa im Alter von 20 Jahren, hatte ich eine andere KARATE-Stilrichtung trainiert. Das hatte ich dann ebenfalls 2-3 Jahre ausgeübt. Hier hatte ich viel dafür gemacht, wurde dann aber
irgendwie herausgeegelt. Danach hatte ich eine kurze Pause und wollte ein paar andere Sachen ausprobieren, WING TSUN zum Beispiel. Das war aber nicht meins, obwohl der Lehrer nicht schlecht war.

Dann kam ich durch Videos von Wolfgang Gröger zum NINJUTSU. Ich hatte da so im Internet nachgeschaut und sie hatten dort die DVDs mit den ganzen KYU-Graden. Irgendwann stand da unter den DVDs in der Beschreibung drunter, dass bei entsprechender
Qualifikation auch Prüfungen möglich sind. Ich dachte mir: Ja! Und da hatte ich mir die DVDs gekauft.

Ich habe sie mir angeschaut und eine zeitlang danach trainiert. Das war auch etwa der Zeitpunkt, wo wir hier angefangen haben. Irgendwann habe ich Wolfgang Gröger dann angeschrieben und gemeint, dass wir mal nach Zwickau kommen. Ich war für etwa 5
Jahre bei Wolfgang und habe dann meinen neuen oder alten Meister gefunden. Mein Training bei Alex lief parallel und da war dann irgendwann der Punkt, wo ich nur noch von Alex lernen wollte.

Zurückblickend war es alles irgendwie ein großes Wirrwarr, das muss ich zugeben, als ich mit Kampfkünsten begonnen hatte. Ich war eben nicht zufrieden. Das ist schwer zu beschreiben. Ich hatte viele Hürden zu überwinden. Einen Lehrer zu finden, der zu einem
passt, ist gar nicht so einfach.

ALEXANDER: Das muss halt die richtige Zeit haben! Wir hatten schon einmal zusammen trainiert, da hatte es nicht so gut gepasst. Dann sind wir halt älter und reifer geworden – jetzt passt es – also alles hat seine Zeit.

DIRK: Wie war das bei Dir Stefan?

STEFAN: Ich hab 2011 mit dem Training angefangen. Erst habe ich einen Karate-Stil trainiert bis ich 2014 bei Roy und dem Bujinkan gelandet bin. Der Verein, in dem ich bis dahin trainiert hatte, hat sich aufgelöst und ein guter Freund hatte dann gesagt, ich soll mir das Training von Roy mal anschauen und wir waren sehr schnell auf einer Wellenlänge.

DIRK: Wie ist das bei Euch mit Probetraining, wenn man als Neuling reinschnuppern möchte?

ALEXANDER: Herkommen. Mitmachen. Am besten vorher einmal kurz melden. Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, falls das Training ausfallen sollte, aber ansonsten einfach herkommen und mitmachen.

ROY: Es gibt hier nichts festes. Einfach mal einen Monat mitmachen und wenn es gefällt, ist man dabei.

DIRK: Ist das bei Euch als Verein strukturiert?

ROY: Nein.

ALEXANDER: Der Beitrag ist auch mehr ein Strom-Obulus. Ich finde es schön, wenn man mit Leuten trainiert, die man kennt. Es ist jeder einfach herzlich willkommen. Du hast Dich ja auch schon auf unserem Gästebrettchen verewigt.

Das ist auch, warum ich meinen alten Verein nicht mehr wollte und das hier zu schätzen weiß. Ich brauch den ganzen administrativen Aufwand nicht, will ich auch nicht. Ich muss keinen Beiträgen hinterher rennen. Ich brauch keine Mitgliederzahlen.

Ob 3 oder 30, das ist hier vollkommen egal. Das finde ich hier total entspannt. Ich kenne viele meiner Trainerkollegen, die das Ganze beruflich machen. Ich wurde x-mal gefragt, warum ich das nicht beruflich mache. Meiner Sichtweise nach, kann es unglaublich schnell die Inspiration an der Sache nehmen, wenn du damit Geld verdienen willst oder sogar musst. Ich würde das nie beruflich machen und da bin ich auch froh drüber.

In unserem Prüfungsheft haben wir es glaube drin stehen, dass die Verbindung geschaffen wird aber auch jederzeit von beiden Seiten beendet werden kann.

DIRK: Probetraining ist klar. Anfänger werden dann sicher auch ins laufende Training integriert?

ROY: Ja.

 

DIRK: Das BUJINKAN ist so breit gefächert und bietet sehr viele Möglichkeiten, gibt es spezielle Themen-Gebiete, die Euch besonders stark ansprechen und interessieren, bzw. die ihr besonders gerne trainiert?

STEFAN: Ich trainiere gerne mit den Stockwaffen, egal ob Hanbo oder Bo. Gerade der Hanbo ist eine der effektivsten Waffen, weil man ihn für alles benutzen kann. Egal ob Block, Angriff, Hebel oder Wurf. Ansonsten trainiere ich gerne das Kihon Happo, weil sich vieles bzw. fast alles daraus ableitet.

ALEXANDER: Nein. Meine Wurzeln habe ich ja im JUDO, also JUTAIJUTSU liegt mir im Zweifelsfall mehr als DAKENTAIJUTSU, aber ich finde generell, die größte Stärke ist auch die größte Schwäche. Meine ist die Flexibilität. Ich kann alles ganz ok, aber nichts
besonders gut. In allen Bereichen vertreten zu sein und wissend zu sein, dass ist für mich so mein Ziel.


Was ich allerdings nicht gerne mache ist, auf den KATA herumzureiten, also wie die genau sein müssen und die Prinzipien dahinter. Für mich ist wichtig, Bilder im Kopf zu haben und Bilder in die Köpfe der Schüler hineinzubekommen. Das ist so meins. Die Kommunikation. Und letztendlich ist Zweikampf ja nichts anderes, allerdings auf einer anderen Ebene. Das ist es, was mich an dem Ganzen fasziniert.


Auch die RYU. Es ist gut zu wissen, was in den RYU passiert und was hier die Unterschiede sind. Sven Eric hat das mal sehr schön formuliert. Er sagte, für ihn ist BUJINKAN wie ein See und da fließen 9 Flüsse hinein. Es gibt aber unheimlich viele Leute, die versuchen an die Quelle der Flüsse zu kommen und versuchen es so wie ein Lachs, der zum Laichplatz möchte, nur um zu sehen, wo die Quelle herauskommt. Er will das nicht. Er schwimmt einfach im See. Es kommt sowieso alles dort an. Von der Quelle fließt alles in den See und er tümmelt sich dort herum und genießt es. Und so ähnlich sehe ich das auch.

 

Es gibt auch Lehrer im BUJINKAN, die sind wie ein Lexikon, die schlägst Du auf wie ein Telefonbuch. Da sind aber keine Bilder drin. Ich möchte lieber wie ein Bilderbuch sein.

DIRK: Und wie ist das bei Dir ROY?

ROY: Bei mir ist das eigentlich genau das Gleiche. Du lebst es halt und BUJINKAN ist eine lebende Kampfkunst. Die KATA kannst du eh nicht anwenden, die Prinzipien dahinter sind wichtig. Ich habe zu Anfang immer versucht alles genau nachzumachen und zum
Beispiel die Grundform von OMOTE GYAKU herauszufinden, bis ich dann irgendwann gemerkt habe, das geht ja gar nicht. Einfach die wenigen Sachen versuchen zu verstehen, dass Andere kommt dann von allein. Du kannst Dir sowieso nicht alles merken. Aber wenn
man die Prinzipien versteht...

ALEXANDER: Die Dinge sind ja verwoben. Du kannst es halt nicht trennen und es ist nicht schwarz-weiß, sondern grau.

ROY: Was ich bei Alex auch sehr gut finde und was man in den letzten 5 Jahren gut merken konnte, dass er auch Ideen mitliefert, die man über das Training hinaus gut auf das Leben oder Privat anwenden kann. Viele rechnen eben auch so auf im Sinne von, wie lange und wie oft man schon eine Kampfkunst trainiert hat, aber ich trage es auch über das Training hinaus mit nach draußen bzw. ich versuche dass, was ich hier gelernt habe mental mit nach draußen zu tragen.

 

DIRK: Draußen nehme ich gleich als Überleitung, musstet ihr es schon einmal in einer realen Situation anwenden?

ALEXANDER: Mehr oder weniger. Was für mich hier wichtig ist, ist nicht nur gegen etwas zu kämpfen, sondern auch für etwas zu kämpfen. Heißt also, nicht irgend etwas kaputt zu machen, sondern etwas zu schützen. Jemanden, etwas, was auch immer. Und deshalb so effektiv wie möglich, das heißt also mit so wenig Aufwand wie möglich und dabei auch alle schützen in dem Sinne.

Es gab einmal eine Schlägerei in einer Diskothek. Da wurde ein Typ, der die ganze Zeit tatsächlich provozierend und negativ rüber kam, plötzlich von 3 Mann angegriffen. Alle waren plötzlich weg und die Tanzfläche war in diesem Bereich frei, wo sie den Typen
verprügeln wollten. Der Einzige der nicht weggegangen ist, war ich und ich habe nicht gegen die anderen 3 gekämpft, sondern habe versucht, diesen Einen zu schützen. Er lag dann irgendwann auf dem Boden und sie wollten ihm mit ihren Schuhen auf den Kopf
treten, kamen aber nicht heran, weil ich dazwischen stand und nicht weggegangen bin.


Ich habe also weniger gegen sie gekämpft, mich also nicht zum Gegner gemacht, sondern habe versucht zu schützen. Und das ist für mich die wichtigere und wertvollere Form der Anwendung. Anschließend habe ich sie gefragt: Das war ja irgendwie nicht ganz fair, oder? Da kam nur zurück: Der war doof. Die waren selber nicht so helle, aber was hätte es ihnen genutzt, auf den Kopf zu treten und eine Anzeige zu bekommen. Im Prinzip habe ich sie alle vor allen geschützt.

Das ist so eine wichtige Sache, die ich von meinem zweiten Mentor neben Steffen Fröhlich, nämlich Jack Hoban, gelernt habe. Es ist wichtig zu schützen.

STEFAN: Ich zum Glück nicht. Ich hoffe auch nicht, dass ich es mal muss.

DIRK: Seid ihr schon einmal in Japan gewesen?

STEFAN: Nein leider war ich noch nicht in Japan. Aber der Reiz ist da.

ALEXANDER: Ja.

DIRK: Wie viel mal? Weißt Du das noch?

ALEXANDER: Sieben mal. Das erste mal war ich 2001, kurz nach dem „World Trade Center“. Wir sind von Zürich aus geflogen mit SwissAir. Zwischen Berlin und Zürich pendelte allerdings CrossAir. Wir waren dann in einem uralten japanischen Gästehaus im HANATA, das war damals nicht so bekannt. Da waren Kakerlaken mit allem drum und dran, was es da so gab. Und da war es auch noch nicht so mit Handy und Übersetzer – es war alles sehr schwierig. Und dann haben wir im TV gesehen, dass eine CrossAir-
Maschine abgestürzt war. Verdammt, damit waren wir auch geflogen. Wir haben dann gleich eine E-Mail geschrieben, dass wir angekommen sind und dann kam zurück: Gott sei dank! Wir haben uns schon Sorgen gemacht.

Wie gesagt, die Fluglinie pendelt zwischen Zürich und Berlin hin und her und die Maschine genau nach uns ist abgestürzt.


Dann war ich 7 Jahre später, also 2008, dann wieder 7 Jahre später 2015, dann 2016, 2017, 2018 und im Dezember 2019. Ich habe 2019 das letzte Training mit SOKE in diesem Jahr vor Corona mitgemacht. Das war dann auch mein letztes Training in Japan bisher gewesen.

DIRK: Habt ihr so für den Abschluss noch ein Statement für die NINPO RALPH-Follower, was ihr mit auf den Weg geben könnt?

ALEXANDER: Wenn ich einmal ein Buch schreibe, dann nenne ich es „Die wunderschönen Farben des Grau“. Und so sehe ich die ganze Angelegenheit. Es sind ganz viele Schattierungen im Grau, aber nichts Schwarz-Weißes. Es ist immer nur grau.
Das ist mein Lebensmotto. Wie YIN und YANG, die nicht getrennt sind, weil sie nur zusammen einen Sinn ergeben. Das ist wie im Training, da muss man auch umgekehrt denken. Was runter soll muss erst hoch. Wie zB. bei GANSEKI NAGE. Ich werfe keinen
Stein weit, wenn ich ihn nach unten werfe. Wir müssen nicht nur in Schwarz oder Weiß denken, sondern in beidem.

STEFAN: Fahrt zu verschiedenen Dojo oder auf Lehrgänge. Schaut euch die große, weite Bujinkan-Welt an und habt Spaß dabei.

DIRK: Vielen Dank für Eure Zeit.

Lust auf Bujinkan-Training bekommen?

Das SANSHINKAN DOJO OELSNITZ bietet an 2 Tagen in der Woche Trainingseinheiten für Kinder, sowie Jugendliche und Erwachsene an. Voraussetzungen für das Training benötigt es keine - sofern nichts gegen die BUJINKAN-Regeln verstößt. Wichtig ist natürlich Interesse und Motivation. Das Dojo bietet eine Phase des Probetrainings an, in der sowohl Du als Interessent, als auch die Trainer schauen können, ob die "Chemie" stimmt, bzw. ob das Training Deinen Vorstellungen entspricht. Mache Dir ein eigenes Bild von den Trainiern, dem Trainingsstil und der Gruppe, melde Dich dazu vor Deinem ersten Besuch am besten an, dort erfährst Du weitere Details.

Die Kontaktdaten zum Dojo inklusive Trainingszeiten gibt es in meiner Dojo-Liste.