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DojoTour - Zu Gast im Tengu Dojo Berlin-Pankow


Nachdem der DojoTour-Termin für Berlin einmal verschoben werden musste, fuhr Dirk am 29.04.2019 dann endlich nach Berlin-Pankow und besuchte das Training von Sven Hinrichsen im TENGU DOJO. Im Berliner Dojo wird NINJUTSU unterrichtet, aber kein BUJINKAN - wenngleich der Einfluß des BUJINKAN TAIJUTSU im Training vorhanden ist.

 

Berlin ist von Leipzig aus gut erreichbar und auf der Autobahn ging es zügig vorwärts, so dass Dirk mit seinem eingeplanten Zeitpuffer wesentlich früher da war und im Vorfeld auch noch das Kindertraining im Dojo ansehen konnte. Bereits hier fiel auf, dass sich der Ablauf des Begrüßungszeremoniell in einigen wesentlichen Punkten von dem des im BUJINKAN üblichen abwich. Also nutzte Dirk eine Gelegenheit in der Pause, um sich darüber zu informieren. Sven klärte ihn auf, das er einer eigenständigen Richtung des SHINGON-BUDDHISMUS anhängt (SHINNYO-EN) und dieses mit ins Training einfließen lässt.

 

Kamidama
Blick zum Kamidama

Das Training

Das Ninjutsu-Training startete nach der Begrüßung mit einer Reihe von Dehnungs- und Lockerungsübungen, gefolgt von einigen Dakentaijutsu-Drills. Die Drills wurden schnell und zügig ausgeführt, das Dirk nicht ganz hinterher kam. Zum Abschluß der Erwärmung folgten noch ein paar Übungen der UKEMI GATA, die sich vorallem im Abschluß von dem unterschieden, was man üblicherweise im BUJINKAN trainiert. Jede Form wurde so beendet, dass man unter größtmöglicher Eigendeckung hochkommt bzw. aufsteht. Das man im Training auch auf seine Deckung achten soll, bekommt man relativ zeitnah erklärt - hier auf die UKEMI angewendet, war es ein interessanter Aspekt.


(Anmerkung: Im Video kann man die UKEMI nicht sehen, da sich hier leider die Kamera deaktiviert hatte und es zu spät bemerkt wurde.)

 

Teil 1 - Anwendung von ONI KUDAKI mit "Plan B"

Die erste Technik im Hauptteil, die geübt wurde, war ONI KUDAKI als Reaktion auf einen geraden Fauststoß. Sven führte an: „Wenn wir eine Technik machen, muss sie explosionsartig abgeschlossen werden. Eine Technik die langsam gemacht wird ist nutzlos, weil der Gegner uns keine Zeit lässt. Fangt soft an!"

Im Detail ging er auf mögliche  Fehlerquellen ein und wo der Angreifer mit Dakentaijutsu durchbrechen und gefährlich werden kann.

Unter dem Motto "Dinge gehen schief!", indem der Angreifer mittels gestrecktem Arm den ONI KUDAKI verhindert, wechselte Sven die Technik und brachte den Gegner mittels TEMAKURA zu Boden, arretierte die Hüfte an den Beinen und setzte ONI KUDAKI erneut in liegender Position an.

 

Teil 2 - Kenjutsu

Das zweite Thema befasste sich mit Kenjutsu. Hier erklärte Sven etwas zum NINJA-TO, unter anderem, dass es sich vorwiegend um Beutestücke von Schlachtfeldern handelte. Er demonstrierte anschließend 3 Varianten das Schwert zu ziehen, welches auch geübt wurde.

Zwischendrin kam er ferner zum Blocken Klinge vs Klinge zu sprechen und erklärte, dass die Scharten in der Klinge vom Blocken wesentlich schmerzvollere Wunden hinterließen, als dies eine unbeschädigte Klinge tat.

 

Teil 3 - Abhärtung

Der letzte Teil des Trainings widmete sich der Abhärtung. Die erste Übung zielte darauf ab, seine Unterarme als abgleitendes Schild gegen Stockschläge zu nutzen.Hier merkte Sven an: „Kommt der Gegner aggressiv, hebelst Du nichts mehr, da sind die Blöcke entscheidend." ... Es folgte die Konditionierung der Schienbeine und Faustknöchel, und abschließend der seitlichen Rumpfmuskulatur.

Vorallem die Schienbeine und der seitliche Rumpf hatten es in sich, da ungewohnt. Sven erklärte den Sinn und die Methodik hinter den Übungen und betonte, dass man für dieses Training seine "Komfortzone" verlassen muss, um Ergebnisse zu erzielen. Er erklärte auch: "Es gibt Schmerzen, da kannst Du Dich nicht daran gewöhnen – Du kannst aber versuchen damit klarzukommen. Ninjutsu bedeutet 'Verborgen leiden'!"

 

Einen thematischen Zusammenschnitt vom Training und dem Dojo-Besuch kannst Du Dir im folgenden Video ansehen...



Einige Fakten zum Dojo

Wie weiter oben schon erwähnt, befindet sich das Dojo im Berliner Bezirk Pankow, genauer in der Prenzlauer Promenade 149, im Erdgeschoß des Atellierhaus Pankow - ein alter DDR-Plattenbau. Vorm Gebäude befinden sich genügend kostenfreie Parkflächen, dass die Anfahrt mit dem Pkw kein Problem ist. Das Dojo selbst verfügt über eigene Räume im Gebäude und ist gut ausgestattet. Zur Toilette muss man allerdings eine Etage höher. Eine Mattenfläche im Dojo gibt es in dem Sinne nicht, da Matten nur bei Bedarf ausgelegt werden. Training im Freien ist möglich, da sich hinterm Gebäude ein abgegrenztes parkähnliches Areal befindet.

 

Für die Mitglieder stehen ferner auch genügend Übungswaffen zur Verfügung, so dass bei Bedarf darauf zurückgegriffen werden kann.

 

Innenansicht Dojo

 

Im Dojo sind derzeit etwa 40 Mitglieder registriert, darunter 21 Kinder. Es gibt eine Kinder- und eine Erwachsenengruppe, aber keine spezielle Gruppe für Anfänger - Einsteiger werden ins laufende Training integriert.

Kurz gefragt, knapp geantwortet

Nach dem Dojo-Besuch war Sven bereit, noch ein paar Fragen zum Dojo, zum Training und seinem Wertegang zu beantworten.

 

DIRK: Seit wann gibt es Euer Dojo?

SVEN: Das Dojo gibt es seit 2007 in der Prenzlauer Promenade 149. Wir haben im Gebäude in einem kleinen Raum begonnen und befinden uns nun hier im Erdgeschoß. Darüber hinaus gibt es auch eine Außenanlage.

 

DIRK: Meine Frage zu eigenen Räumen erübrigt sich ja damit, habt Ihr Ableger?

SVEN: Nein.

 

DIRK: Wie groß ist Eure Gruppe und bietet Ihr über das Ninjutsu-Training hinaus noch andere Bereiche bzw. Kurse an?

SVEN: Unser Dojo besteht aus insgesamt 40 Leuten - 21 Kindern und 19 Erwachsenen. Es gibt bei uns also Erwachsenen-Training und Kindertraining. Darüber hinaus sind dem Dojo noch die Budo-Stile: Brasilian Jujutsu, Jeet Kune Do, Kung Fu und Chanbara angeschlossen.

 

DIRK: Stell Dir vor ich bin neu hier in der Gegend und möchte trainieren, wie kann ich Euch finden? Welche Kanäle nutzt Ihr dafür?

SVEN: Wir haben eine eigene Homepage und sind auf Facebook vertreten.

 

DIRK: Gibt es Probetrainings bei Euch?

SVEN: Ja. Jeder kann vorbeikommen, sollte sich aber vorher anmelden. Beim Probetraining kann der Schüler sehen ob das Training und der Lehrer kompetent ist und der Lehrer kann sehen ob der Schüler geeignet ist aufgenommen zu werden.

 

DIRK: Wie lange trainierst Du schon und wie bist Du selbst zum Ninjutsu / Bujinkan gekommen?

SVEN: Ich trainiere seit 1990. Ich hab 1990 das Ninjutsu-Angebot im SEZ (Sport und Erholungszentrum in Berlin Friedrichshain) angenommen, einer der ersten Kurse nach der Wende. Von 1990 bis 2015 war ich dann im Bujinkan (wo ich den 10. Dan erreicht habe) und seit 2010 lerne ich in einer anderen Ninja-Schule in Japan. Darüber hinaus habe ich Erfahrungen im KARATE, MUAY THAI und JUJUTSU.

 

DIRK: Welcher Part liegt Dir am meisten?

SVEN: Ich mag besonders das NINPO MIKKYO. Ich bin Mitglied im SHINNYO-EN, einem eigenständigen Zweig des Shingon (esoterischer Buddhismus).

 

DIRK: Hat sich bei Dir etwas durch das Training im Leben verändert?

SVEN: Ja, ich bin nicht mehr Spielball des Schicksals.

 

DIRK: Warst Du schon einmal in Japan?

SVEN: Ja, mehrmals.

 

DIRK: Gab es schon einmal Situationen, wo Du Deine im Training erworbenen Fähigkeiten anwenden musstest?

SVEN: Ja, leider.

 

DIRK: Hast Du noch irgendein Statement, welches Du aus Erfahrun heraus den Neueinsteigern und Ninpo Ralph Zuschauern mit auf den Weg geben möchtest?

SVEN: Verlasst Eure Kompfort-Zone, den Bereich, indem Ihr Euch sicher fühlt, wo Ihr alles kennt, wo Euch
„Nichts“ passieren kann. Hier entwickelt Ihr Euch nicht weiter. Hier könnt Ihr nicht Eure wahre Größe entfalten. Es ist unangenehm und schwierig, aber glaubt mir, es ist aller Mühe wert.

Du fühlst Dich angesprochen?

Bist Du neugierig auf das Training geworden, dann empfehle ich Dir ein Probetraining zu besuchen, um Dir ein eigenes Bild vom Dojo, vom Training und vom Trainer zu machen. In diesem Dojo wird eher praxisorientiert geübt, soll heißen, die Zielstellung im Dojo ist weniger das Erlernen aller DENSHO-Techniken im Detail, sondern eher das Erlernen der Technik-Prinzipien, die einem heutigen Angriffszenario standhalten.

Dennoch wird aber auch mit typischen Ninja-Tools trainiert, wie dem NINJA-TO, dem KUSARI GAMA etc.

 

Trainingszeiten sind montags und mittwochs. Die genauen Zeiten und Kontaktdaten des Tengu Dojo findest Du im Eintrag in meiner Dojo-Liste.

 


Alle Berichte zu bisherigen DOJOTOUR-Besuchen findest Du unter dem Verweis.